Hanauer Sozialdemokraten kritisieren Strategie der Landesregierung
Massives Unverständnis über die Impf-Strategie der hessischen Landesregierung haben Hanaus Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung geäußert. Dass zum Impfstart nur die großen regionalen Zentren geöffnet werden, während die lokalen Zentren längst einsatzbereit sind, sei einfach nicht nachvollziehbar.
Die Tatsache, dass aktuell der Impfstoff nur in begrenzten Mengen zur Verfügung stehe, könne keine Begründung dafür sein, dass man über 80-jährigen Bürgern einen beschwerlichen und langen Anfahrtsweg zumute, so der Hanauer SPD-Fraktionsvorsitzende Max Bieri. Jemand aus Wächtersbach oder Langenselbold müsse nach Frankfurt fahren, obwohl die wohnortnahen Impfzentren in Hanau und Gelnhausen sofort ihren Betrieb aufnehmen könnten. „Das ist einfach unzumutbar“, ergänzt die SPD-Spitzenkandidatin Beate Funck.
Der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau hätten den Auftrag, lokale Impfzentren einzurichten, vorbildlich und schnell erfüllt, so Funck. Erfreulich sei auch die große Bereitschaft vieler freiwilliger Helfer, Sanitäter, Krankenpfleger und Ärzte, sich für die Impfaktion zur Verfügung zu stellen. Sie alle seien nun zur Untätigkeit verdammt, weil die Landesregierung die lokalen Impfzentren im Stich lasse, kritisiert Funck.
Hanaus Sozialdemokraten unterstützen damit die Kritik von Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Landrat Thorsten Stolz. Beide hatten ihr Unverständnis darüber geäußert, dass die großen regionalen Impfzentren bevorzugt behandelt werden. „Es scheint für die Landesregierung Bürger erster und zweiter Klasse zu geben“, so Beate Funck, „als wenn die Menschen im ländlichen Bereich weniger schutzbedürftig wären als die Bewohner in den Metropolen“.
Großes Unverständnis zeigt die SPD auch für die klare Befürwortung der Landesstrategie durch die Hanauer CDU und ihren Oberbürgermeisterkandidaten. Man könne ja nachvollziehen, dass es den Christdemokraten schwerfalle, eine CDU geführte Landesregierung samt einem zuständigen Sozialminister des grünen Koalitionspartners zu kritisieren. Jetzt gehe es allerdings darum gemeinsam die kommunalen Interessen zu artikulieren, die da lauten: „Öffnet die Impfzentren“. Da würden viele CDU-Kommunalpolitiker in Hessen, die sich den Protesten gegen die zentralistische Impfstrategie der Landesregierung angeschlossen haben, wesentlich selbstbewusster agieren, konstatiert Max Bieri für die Hanauer Sozialdemokraten. Er ergänzt, dass spätestens vor dem Hintergrund der völlig konfusen und damit intransparenten Terminvergabe, die einem undurchsichtigen Lotteriespiel gleiche, deutlich geworden sei, wie wichtig und richtig es wäre, alle Impfzentren zu öffnen.
Begrüßt wird von den Sozialdemokraten die schnelle Reaktion von Oberbürgermeister Claus Kaminsky zur Einrichtung von „Impf-Taxis“. Damit können Impfberechtigte aus Hanau, die keine eigene Möglichkeit haben, kostenlos nach Frankfurt gefahren werden. „Dies ist natürlich nur eine Notlösung“, so Max Bieri, „aber sie zeigt, dass die Stadt Hanau auch ihre betagten Mitbürger nicht allein lässt“. Die SPD unterstütze den Oberbürgermeister auch darin, die Kosten für die Impf-Taxis dem Land in Rechnung zu stellen. Die Landesregierung, und hier insbesondere der zuständige grüne Sozialminister Kai Klose, seien schließlich für diese ungleiche Behandlung der Bürger verantwortlich, heißt es abschließend in der SPD-Pressemitteilung.
Hanau, 13.01.2021